2009 - 2019
zehn Jahre Bottropbaer.de
Karnevalskirmes vom 08.02.2018 - 12.02.2018
in der Bottroper Innenstadt
Beschickerliste:
Autoskooter 2, Petter, Autoskooter > Berliner Platz
- Break Dance No. 1, Bonner, Break Dance 1 > Berliner Platz
- Crazy Dancer, Freiwald, Scheibenwischer > Osterfelder Straße
- Fighter, Bruch, Speed > Osterfelder Straße
- Heart Breaker, Lehrmann, Twister > Osterfelder Straße
- House of Horror, Mikli, Laufgeschäft > Berliner Platz
- Love Express, Kreft-Wendler, Musik-Express > Pferdemarkt
- X-Factor, Deinert, Freak Out > Altmarkt
- Kinderkarussell, Issel, Sportkarussell > Berliner Platz
- Kinderkettenflieger, Kreft, Kettenflieger > Osterfelder Straße
- Kinderparadies, Arens, Sportkarussell > Pferdemarkt
- Star Trek, Krenz, Ufo-Flug > Altmarkt
- The Flying Airdance, Wilhelm, Flying Helicopter > Osterfelder Straße
Nach dem wir im letzten Jahr die Karnevalskirmes aufgrund meines Bruch des Handgelenkes ausfallen lassen mussten, sind wir dieses Jahr wieder traditionell am Samstag vor Rosenmontag nach Bottrop gereist, um uns das bunte Treiben anzuschauen und uns einwenig den Geruch von gebrannten Mandeln und Bratwurst durch die Nase wehen zu lassen.
Nach einem Schlaganfall ist meine Mutter auf ihren Rollator angewiesen und deswegen war ich auch froh, direkt am Gleiwitzer Platz, unweit der Kirmes einen Parkplatz ergattern zu können. Vielleicht spielte auch das Wetter eine Rolle, denn eine ekliger Nieselregen bei Temperaturen um die zwei Grad lud die Menschen nicht gerade zu einem Bummel über den Rummel ein. Aber wir wollen nicht vergessen, wir haben noch Winter! Ich war jedenfalls froh, dass meine Mutter nicht weit laufen brauchte und wir mit wenigen Schritten direkt auf dem Kirmesplatz auf der Osterfelder Straßen waren.
Traditionell wird die Kirmes in den letzten Jahren am Altweiberdonnerstag mit dem Prinzenwiegen und Freibier eröffnet. Am Freitag startet dann vom Dach des Mensinghauses das Höhenfeuerwerk und mit dem Höhepunkt der fünften Jahrzeit, dem Rosenmontagsumzug, der seit dem Umbau der Stadt von der Prosper Str. über die Hans-Böckler-Str. bis zum Jahnstadion zieht, wo sich die Fußgruppen von den Wagen trennen und der Zug sich langsam auflöst, während die Gruppen weiter zum Rathaus ziehen, endet auch die Karnevalskirmes. Das die Bottroper Kirmes in den letzten Jahren unter dem Strukturwandel der Stadt arg gelitten hat, habe ich ja bereits mehrfach aufgegriffen. Aber seit dem das Hansazentrum im Jahr 2008 schloß und nun auch noch das Karstadthaus aus dem Stadtbild verschwunden ist, verfällt die einst so blühende kleine Großstadt in eine Art Dornröschenschlaf. Wenn man am Samstag in den Nachmittagsstunden durch die Straßen läuft, bekommt man manchmal den Eindruck, dass über manche Stadtteile eine Art Ausgangssperre verhängt worden ist, so wenig Menschen trifft man an. Das sich das so schnell ändert, glaube ich nicht. Noch befindet sich das ehemalige Karstadthaus in der Umbauphase und vom Hansazentrum will ich erst mal gar nicht reden. Hier ist es wie mit dem Berliner Flughafen - keiner weiß wann er fertig ist und was es dann kosten wird.
Das schlechte Wetter spielte an diesem Samstag mit eine Rolle, dass viele Schausteller einen gelangweilten Eindruck machten, denn wirklich viel los war nicht. Jugend- und Kindergruppen, Eltern mit kleinen Kindern, die dem schlechten Wetter trotzen, Senioren und ein paar Unentwegte, wie wir, die sich in den Kopf gesetzt hatten, unbedingt die Kirmes zu besuchen tummelten sich auf der Kirmesfläche, die sich von der Osterfelder Str. über dem Altmarkt bis zum Berliner Platz zog. Auffallend waren in diesem Jahr die vielen Lücken zwischen den einzelnen Buden. Der eine oder andere Schausteller zog es vor, seine Winterpause nicht wegen der Karnevelskirmes zu unterbrechen und blieb in seinem Winterquartier, bis im März die eigentliche Saison für das fahrende Volk beginnt.
Wie immer stärkten wir uns bei unserem Pommes Dealer aus dem Nachbarland mit frischen Fritten, dazu Currywurst für 5,50 € die Portion. Danach zogen wir satt und zufrieden langsam weiter über die Osterfelder Str. zum Altmarkt. Der Nieselregen ging durch und durch und da war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Berliner Platz fast genauso gut gefüllt war, wie ein Heimspiel eines unterklassigen Fußballvereins. Petters Autoscooter, Bonners Break Dancer und das Geisterhaus fanden hier, dem eigentlichen Wohnzimmer der Bottroper, ihren Stellplatz. Ich will mal ehrlich sein, auch wenn ich kein ewig Gestriger bin, aber früher gefiel mir die Kirmes besser. Früher, dass war, als es das Hotel noch nicht gab, in den 1980er Jahren, als das alte Hallenbad gegenüber dem katholischen Stadthaus stand, als es noch den ZOB mit seiner Unterführung und die Pläne für eine U-Bahn oder einen Stich vom Hauptbahnhof in die Innenstadt für die S-Bahn gab. Damals, da wirkte die Kirmes nicht so auseinandergezogen. Vor der Hauptpost stand ein Autoscooter, es gab viel mehr Losebuden, auf dem Berliner Platz stand der Musik-Express, vor dem Schwimmbad ein Top-Spin, der Ranger oder eine andere Attraktion. Direkt am ZOB fand der Break Dancer sein Zuhause, der Weg am Schwimmbad vorbei wurde immer zum Nadelöhr, weil dort eine Budengasse aus Losebuden, Süßkram und anderen Verkaufsständen aufgebaut waren. Hinter dem Schwimmbad stand noch ein Autoscooter und am Ende des kleinen Platzes gastierte mal ein Riesenrad, die Krake oder ein anderes rasantes Fahrgeschäft.
Dort wo heute das Hotel steht, war die Heimat vom Skilift - einem Twister, der zur Bottroper Kirmes gehörte, wie der Weihnachtsbaum zum Weihnachtsfest. Es gab auch schon eine Achterbahn dort, der Halli Gully gehörte ebenfalls zu dem Stammbeschickern, von denen die meisten Jugendlichen heute nichts mehr wissen. Dazu Kinderkarussel, Ponyreiten, und vieles mehr. Das war noch Kirmes und diese war immer noch voll. Auf dem kleinen Platz an der Poststrasse, der als erstes bebaut wurde stand ebenfalls ein Großfahrgeschäft. Hollywood, der große Twister oder auch mal Enterprise. Damals zog der Rosenmontagszug auch noch die Osterfelder Strasse runter, bog in die Kirchhellener Strasse und endet direkt vor dem Rathaus. Da war noch Stimmung in der Stadt, ein Animateur unterhielt die wartende Narrenschar mit Musik und lustigen Kommentaren und sorgte so für kurzweilige Unterhaltung. Alles Vergangenheit. Die Stadtväter haben mit ihren Plänen vieles zerstört. Schade auch...
Zum Abschluss unseres Kirmesbesuches haben wir Popcorn, Paradisäpfel und gebrannte Mandel gekauft, Salz-, Gewürz-, Knoblauch- und Pfeffergurken für das Abendessen und mit einem leckeren Pragerschinkenbrötchen auf der Hand ging es dann zurück zum Auto. Damit endete nach runter zwei Stunden unser Aufenthalt in Bottrop.
Fazit: Egal, wie sich die Bottroper Kirmes, wir werden auch im Herbst zum Michaelismarkt wiederkommen. Kirmes ist ein Kulturgut und muss erhalten und weiter gefördert werden.
Sicherheit: Durch die mobile Wache am ZOB und den uniformierten Beamten, die ihre Runden über die Kirmes drehten, wurde einem einwenig Sicherheit vermittelt.
Die Bottroper Kirmes ist geeignet für Familie mit Kindern, für diese Personengruppe ist genügend an Fahrgeschäften und Verkaufsbuden vorhanden. Wer Aktion sucht findet sie natürlich im Fighter und X-Factor. Aber auch Break Dancer und Musik Express sprechen die Jugend an. Die Auswahl an Beschicker für die Bottroper Kirmes ist okay, obwohl man sie nicht mit Grossveranstaltungen vergleichen kann. Also, wer nichts außergewöhnliches erwartet, wird in Bottrop nicht enttäuscht. Für jeden Geschmack ist was dabei und deswegen lohnt sich dort ein Besuch.